3. Bericht aus Kroatien zur Handball EM 2018

Die Handball-Fangemeinde ist schon etwas besonderes...

Natürlich gibt es auch einige Zuschauer in den Hallen, die „kein Mensch braucht“.
Gott sei Dank ist dies eine Minderheit. Je nach Nation ist die Prozentzahl ein oder zweistellig.
Ich schätze mal, dass der „handballfremde“ Fan – Anteil aus Ländern nördlich der Donau einstellig ist.
Aus den Ländern südlich des Weißwurstäquators sind sicher  20 bis 40 % der Zuschauer einfach nur in der Halle um „ihre Mannschaft“ zu anzufeuern. Das Spiel an sich ist nicht so wichtig.
In der Praxis sieht das so aus, dass diese „Fans“ nur zu dem Spiel ihrer Nationalmannschaft kommen, obwohl das Ticket ja für 2 bis 3 Spiele an diesem Tag gültig ist.
Also 10 Minuten vor … oder auch nach dem Anpfiff des Spiels in der Halle sind und ebenso kurz vor oder nach dem Spielende wieder aus der Arena wieder verschwunden sind.
Über den Alkoholspiegel-Zuwachs in diesen ca. 70 Minuten möchte ich jetzt nichts sagen.
Auf der einen Seite machen die Südeuropäer, angetrieben durch ihren Nationalstolz, mächtig Stimmung….. solange ihr Team in Führung liegt.
Ansonsten ist es eher still um die Jung’s.
Auf der anderen Seite haben wir Nordeuropäer, in der Vor- und Hauptrunde viel Raum in der Halle um uns in einem Block in der Halle zusammen zu setzen,
…. die Plätze waren ja nicht belegt und kontrolliert hat auch keiner ob der eingenommene Sitz mit der Platzkarte übereinstimmt.
Was also wiederum auch für die deutschen, französischen, skandinavischen Fans von Vorteil war.
Allerdings mussten wir viele der Schwarz-Rot-Goldenen Staatsbürger von dieser Option mit glaubwürdigen Argumenten überzeugen.
Das allgemein gültige : „Ich habe eine Karte für diesen Platz! kann, darf, soll, will  ich den verlassen ?“ ….  muss halt erstmal entkräftet werden.  
Einen Kroaten oder Mazedonier interessiert dies einen Schei… benkleister. Wenn irgendwo 20 rot-gelb dekorierte  Mazedonier stehen, gesellen sich schnell noch 100 bis 200 dazu.
Das funktioniert bei denen fast immer und wir haben das einfach übernommen. Kroaten und Mazedonier bleiben in der Regel während des Spieles stehen…. der gemeine Deutsche möchte sich setzen und beschwert sich auch mal wenn Zuschauer in den Reihen vor ihm durch ihr aktiveres Fan-Verhalten im Stehen die Sicht einschränken.
Beim emotional extrem aufgeheiztem Spiel gegen die Spanier am Mittwoch hat auch kaum ein Deutscher im Fanblock gesessen, weil wir schon in der 1. Reihe mit den Trommeln gestanden haben,
Das Team wurde bis zuletzt angefeuert. Ob die zwischenzeitlichen Rufe „Prokop raus“ über das Fernsehen zu hören waren weiß ich nicht …. jedenfalls waren sie sicher berechtigt.

Doch das Schönste bei den Handball-EM-WM’s  sind immer noch die Kontakte am Rande.

Mit einem stimmungsgeladen Slowenen wird nach dem Spiel schon mal ein Fan-Schal samt Visitenkarte getauscht.
Auch auf der Slowenen – Pauke konnte ich nach dem Spiel unsere Trommeltakte schlagen. Man trinkt ein Bier zusammen und freut sich über den Sieg oder tröstet sich wegen der Niederlage.
Im Hotel sind viele Schweden und Norweger. Einfach tolle Fans. Ehemalige Handballgrößen wie der National-Torhüter von 1990 und somit Weltmeister mit seinem Schweden-Team.
In der Halle trifft mal auch mal Kleinkinder, die ihre sportliche Laufbahn noch vor sich haben. Auf dem Arm von Opa oder an der Hand von Papa sind sie aber schon mal dabei.
Deutschland – Mütze aufsetzen, Foto schießen, kleines Gespräch und weiter geht’s.
Auf dem Spielplatz in Zagrebs Oberstadt haben wir ebenfalls einen kleinen Jungen getroffen. Der war aber aus Bronze gegossen. Mütze auf gesetzt, Schal umgehängt Foto … und weiter geht’s.
In der Wein-Bar Bornstein nahe der „Zagreb-Chatedral“ haben wir einiges über den Weinbau, Weinsorten und deren unterschiedlichen Geschmack gelernt.
Der Inhaber Ivan war viele Jahre in Australien. Somit konnten wir uns in englisch perfekt unterhalten. Interessant ist, dass sich die Winzer in Kroatien wohl stark an dem deutschen Weinbau bzw. Weinkultur orientieren. Zu einem guten Wein passen natürlich auch die kroatischen Wurst, Schinken und Käse Sorten. Der beste Ort in Zagreb um diese lokalen Köstlichkeiten zu erwerben ist sicher der tägliche Markt im Stadtzentrum. Hier gibt es zwar auch Wein aber noch viel mehr. An dem Wurststand waren wir mehrfach probieren, einkaufen und danach genießen.
Nach so einem Spieltag in Varazdin ist ein Wein oder Bier mit Wurst und Käse auf Rückfahrt nach Zagreb der gelungene Abschluss für den Tag.

Außer der Verpflegung hatten wir selbstverständlich auch die Trommeln des TV-Flieden dabei. Sicher waren sie bei der Fernsehübertragung auch bis in die heimischen Wohnzimmer geklungen.

Gruß aus Zagreb
Euer Martin